Schwarmstimmung bei den Bienen

Bienenschwarm im Baum

Welche Aufregung! Die Königin aus einem meiner Bienenstöcke ist ausgeschwärmt. Sie hatte sich auf einem Ast in der nahen Magnolie niedergelassen, geschützt von einer Traube Bienen. Unzählige weitere Bienen hatten sich überall verteilt, an der Hausfassade, auf den Balkonen, in den Bäumen. Die Luft war erfüllt von ihrem Summen. Das war ein eindrucksvolles Naturschauspiel. Doch was passierte hier eigentlich gerade? Ganz einfach: Ab April bis in den Juni hinein geraten die Bienen in Schwarmstimmung; das heißt, die Königin will ausschwärmen, um sich eine neue Bleibe zu suchen.

Warum schwärmen die Bienen aus?

Bienen am EinfluglochEin Bienenvolk überwintert mit etwa 10.000 Bienen im Stock. Mit zunehmenden Temperaturen beginnt die Königin mit dem Eierlegen. Wird am Ende des Frühlings das Bienenvolk zu groß, kann es im Stock zu eng werden. Das löst den Schwarmtrieb aus. Die Ammenbienen legen dann so genannte Weiselzellen an, in denen sie neue Königinnen heranziehen. Weiselzellen sind besonders große Zellen, die zudem senkrecht angelegt werden. Die Larven darin bekommen ausschließlich den Bienenköniginnenfuttersaft Gelée royale, so dass sie sich zu Königinnen entwickeln. Die alte Königin hingegen hört mit dem Eierlegen auf und wird auf Diät gesetzt, damit sie schlank wird und fliegen kann. Sie fliegt dann, noch bevor eine neue Königin geschlüpft ist, mit gut der Hälfte des Bienenvolkes aus und sucht sich eine neue Bleibe. Es handelt sich beim Schwärmen also um den natürlichen Prozess der Fortpflanzung.

Sieht gefährlich aus, ist es aber nicht

Unsere Königin hatte sich mit einer Schwarmtraube im Baum gesammelt. Zeitgleich waren die Spurbienen auf der Suche nach einer passenden Behausung in die Umgebung ausgeschwärmt. Wir hatten Glück und konnten die Königin einfangen. Sie hing in einer erreichbaren Höhe, so dass ich mit Hilfe einer Stehleiter ganz unproblematisch den Ast mitsamt der Bienentraube vom Baum abschneiden konnte. Die Bienentraube, ebenso wie die in der Luft schwirrenden Bienen, ist völlig ungefährlich. Die Traube könnte man sogar streicheln. Denn für die Reise haben sich die Bienen mit Honig versorgt, den sie als Proviant in ihrer Honigblase lagern. Das macht es ihnen dann unmöglich, zu stechen, da sie sich mit gefüllter Honigblase nicht krümmen können.

Offene BienenbeuteZwischenstation für die Bienentraube mitsamt dem Ast war ein Pappkarton, von dem aus ich sie in eine neue Magazinbeute (so nennt der Imker die Kiste) umquartiert habe. Diese Beute habe ich dann an einen geschützten Ort ganz in der Nähe aufgestellt. Wenige Stunden später war im wahrsten Sinne Ruhe im Kasten, und alle Bienen hatten sich im neuen Stock eingefunden. Die „Luft war rein“, als wäre nichts passiert.

 

 

Königin mit ArbeitsbienenDie Schwarmstimmung bei den Bienen ist ein natürliches Verhalten, birgt aber ein Problem: Es gibt keine geeigneten Nistplätze für die Honigbienen in der Stadt. Auf sich allein gestellt würde das Volk schnell sterben, da es sich nicht gegen Parasiten wie die Varroamilbe und andere Krankheiten schützen kann. Denn Honigbienen sind Zuchttiere, die ohne die Pflege des Imkers nicht überleben würden. Um das Abschwärmen meiner Königinnen zu vermeiden, teile ich ein Volk. Ich entnehme einen Rahmen mit junger Brut und Arbeitsbienen, die ich in einer neuen Beute außerhalb des bisherigen Flugradius aufstelle. Dass eine meiner Königinnen doch schwärmen konnte, war mein Fehler: Ich habe wohl einige Weiselzellen, die das eindeutige Zeichen für die Schwarmstimmung sind, bei der Kontrolle des Volkes übersehen. Gut, dass ich den Schwarm eingefangen habe und damit retten  konnte. Sollten Sie einen Schwarm im Kölner Stadtgebiet entdecken, rufen Sie mich an, und ich komme sofort.